Im Wochenschau Verlag sind drei Tischkalender für die Fächer Politik, Geschichte und Ethik erschienen. In jedem Kalender finden sich Planungsimpulse, Hospitationsaufträge und Reflexionsfragen für die Gestaltung von Unterricht, der auf Urteilsbildung abzielt. Gedacht sind die Kalender für die Unterrichtsberatung im Praxissemester und Referendariat – oder generell überall dort, wo Unterricht geplant und reflektiert wird. Der Kompass Urteilsbildung ist aus einer Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften, Studierenden und uns an der Universität Jena entstanden. Wir wünschen viel Erkenntnisfreude bei der gemeinsamen Planung und Reflexion von Unterricht!
Im Lehrstück nehmen wir den Film zum
Ausgangspunkt einer Erkundung der Bedingungen und Möglichkeiten des Urteilens
und Argumentierens im Rahmen einer demokratischen Gesellschaft. Mit Blick auf
den Film stellen sich gleich mehrere, miteinander verbundene Fragen, wie z. B.:
Wie, wann und unter welchen Voraussetzungen
fängt Urteilen und Argumentieren an?
Was ist ein Urteil und wodurch qualifiziert
sich ein angemessenes Urteil der Geschworenen-Jury?
Welche Rolle spielen Emotionen beim Urteilen
und Argumentieren?
Sind Beispiele, Narrationen oder eigene
Erlebnisse und Geschichten schon Argumente? Und falls nein, welche Rolle
spielen sie dann in Argumentationen?
Benötigen wir im Rahmen einer demokratischen
Gesellschaft ein Ethos des Urteilens und Argumentierens? Gelangen wir zu einem
solchen Ethos des Urteilens und Argumentierens vielleicht nur durch eine gemeinsame
Wir-Geschichte?
Der philosophische Hintergrund der Auseinandersetzungen im Lehrstück bildet
die Geschichten-Philosophie von Wilhelm Schapp, der den Menschen als ein in
Geschichten verstricktes Wesen begreift.
Vor diesem Hintergrund und auch vor
dem Hintergrund ihrer eigenen Erfahrungen betrachten die Lehrstückteilnehmer:innen
das Schauspiel menschlichen Handelns im Film – und zwar im Sinne einer
phänomenologischen Betrachtung des argumentierenden Gesprächs. Dabei werden
nicht nur die einzelnen Filmfiguren und die Gespräche, die sie miteinander
führen, analysiert, sondern die Lehrstückteilnehmer:innen reflektieren sich zugleich
auch selbst – sprich: ihre Art zu urteilen, zu argumentieren und miteinander
ins Gespräch zu kommen. Dabei kommen sie im besten Fall einem Ethos des
Urteilens und Argumentierens auf die Spur, das für das argumentierende
Gespräch, nicht nur im Film, grundlegend und unverzichtbar ist.
Das Open-Access-Material kann frei
verwendet und je nach didaktisch-pädagogischer Einsatzsituation variiert werden.
Geeignet ist die Arbeit mit dem Lehrstück für Schülergruppen ab Klassenstufe 10
und ansonsten natürlich für all diejenigen, die Lust auf gemeinsames
Philosophieren haben.
Wir würden uns sehr freuen, wenn das Lehrstück ganz oder teilweise von interessierten
Lehrer:innen und Dozent:innen ausprobiert und im besten Sinne ‚durchgespielt‘
wird. Für Fragen zum Lehrmaterial stehen wir gerne zur Verfügung und sind vor
allem auf Rückmeldungen und Erfahrungsberichte gespannt, die wir in mögliche
Überarbeitungen einfließen lassen können.
Um das Schauspiel menschlichen Handelns, wie es Aristoteles in der Nikomachischen Ethik vor Augen gehabt haben mag, im Ethik- und Philosophieunterricht in den Blick nehmen zu können, muss dieses Schauspiel in Szene gesetzt werden. Dieses
Buch ist das Nachspiel dieses Schauspiels im Lehrstück. Für die Schüler wird es
lebendig und verständlich, wenn sie zugleich Mitspieler und Zuschauer sind.
Dann, wenn sie die dramatischen und komödiantischen Szenen so vorführen, dass
sie dazu angeregt werden, die eigenen Maßstäbe aufzudecken und kritisch zu
reflektieren. Dieses Buch ist bei alledem ein Buch für Lehrerinnen und Lehrer
und für die Fachdidaktik der Ethik und Philosophie. Es wirbt für einen
Unterricht, in dem exemplarische Situationen menschlichen Handelns kunstvoll in
Szene gesetzt werden. Und es baut darauf, dass die aristotelische Epagoge und Darstellungslehre ein
didaktisches Potential birgt, das unbedingt ausgeschöpft werden muss.
Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle beim Felix-Meiner-Verlag für die gute Zusammenarbeit. Das Buch kann unter folgendem Link bestellt werden: https://meiner.de/ethik-in-szene-setzen.html?
In der neuesten Ausgabe der PÄDAGOGIK-Zeitschrift (Ausgabe Dezember 2020) ist ein Beitrag zur Lehrstückdidaktik von Anna Pickhan, Mario Ziegler und Peter Starke erschienen. Anhand eines Lehrstücks zur Geschichtsphilosophie von Kant, Hegel und Fichte veranschaulicht der Beitrag zentrale Grundzüge der Lehrstückdidaktik: Das dialogische Unterrichtsgespräch, die inklusive, partizipatorische und demokratische Dimension von Lehrstücken sowie wie durch eine Verbindung von Wahrnehmung und Darstellung die Urteilsfähigkeit der SchülerInnen gefördert werden kann. Außerdem geht der Beitrag der Frage nach, wie insbesondere QuereinsteigerInnen von der Lehrstückdidaktik profitieren können. Wir bedanken uns herzlich bei der PÄDAGOGIK für die Veröffentlichung des Artikels und wünschen allen frohes Lesevergnügen!
Unter dem Titel „Ethik in Szene setzen – Didaktische Impulse
für gleichsam lebhafte wie erkenntnisreiche Gespräche über ethisch relevante
Phänomene oder Situationen“ waren Mario Ziegler und Daniel Löffelmann am
30.10.2020 mit einem Vortrag zu Gast auf der virtuellen Tagung der Fachgruppe
Ethik und Soziale Arbeit. Beim
ersten, ca. 90-minütigen Online-‚Auftritts‘ der Jenaer Schule der
Didaktik wurde zunächst das Experiment gewagt, analogen Lehrstückunterricht
über digitale Medien durchzuführen. Unter Rückgriff auf die so gewonnene
Anschaulichkeit ließen sich im Anschluss die Grundsätze der Lehrstückdidaktik
greifbar machen und gemeinsam diskutieren. Wir bedanken uns sehr herzlich für
die rege Teilnahme und ganz besonders bei Frau Prof. Dr. Theresia Wintergerst
für die Einladung.
Ein neues Buch der Jenaer Schule der Didaktik ist erschienen;
mit Beiträgen von Käte Meyer-Drawe, Heinrich Schwier, Anne Gnielka, Ralf
Koerrenz, Stella Wieg, Jens Bonnemann, Anna Pickhan, Peter Starke, Mirka Dickel
und den beiden Herausgebern Daniel Löffelmann und Mario Ziegler. Gewidmet ist
das Buch Johannes Hachmöller.
Wer einen Einblick in die Prinzipien der Jenaer Schule der
Didaktik gewinnen möchte, der wird beim Lesen dieses Buches nicht enttäuscht
werden. Denn es beginnt mit philosophischen Anstiftungen, führt dann zu
didaktischen Prinzipien und nimmt den Weg über hervorgehobene Medien der
Didaktik wie Film und Literatur zurück in die Schule und Universität.
Bedanken möchten wir uns an dieser Stelle beim Verlag Karl
Alber für die konstruktive und unkomplizierte Zusammenarbeit.
Unter der Überschrift »Relativität
und Bildung. Herausforderung und Grenzen des Relativen« wurde an der Eberhard Karls Universität in Tübingen vom 18. bis zum 20. Februar den
Konsequenzen nachgeforscht, die sich für Bildungskontexte aus der Standortgebundenheit
bzw. Perspektivität von Wissen und Wahrnehmung ergeben. Organisiert wurde die
Tagung durch ein interdisziplinäres Team verschiedener Fachdidaktiker*innen der
Tübingen School of Education (TÜSE). Dementsprechend fehlte es den Beiträgen nicht an fachspezifischen
Analysen, gleichwohl die allgemeindidaktische Dimension stets mit im Blick behalten
wurde.
Die Jenaer Schule war gleich
mit zwei Vorträgen vertreten: Ralf Koerrenz (»Konstruktive Dekonstruktion.
Zur Didaktik des Verstehens«) wies auf die Notwendigkeit einer positiven
Orientierung in Schule und Unterricht hin. Dafür sei die Dekonstruktion von »Normalität«
und der damit einhergehenden Macht- und Ausgrenzungsverhältnisse genauso wichtig
wie die konstruktive Übernahme von Verantwortung durch eine klare
Positionierung in der Praxis.
Mario Ziegler und Daniel Löffelmann (»Unterricht im Zeichen der Perspektivität. Lehrstückdidaktik als Antwort auf die Signatur der Moderne«) vertraten die Ausgangsthese, dass die Relativität der Erkenntnis in der Perspektivität der Wahrnehmung ihren Grund habe. Sie versuchten dann zu zeigen, wie die Lehrstückdidaktik mit ihrem Doppelprinzip von Wahrnehmung und Darstellung der modernen Relativitätsdiagnose in besonderer Weise unterrichtspraktisch Rechnung trägt. Abschließend unterstrichen sie dies am Beispiel der Fachdidaktik Ethik/Philosophie, und zwar im Hinblick auf die Gestaltung des Unterrichtsgesprächs bzw. das maßgebende Dialogverständnis, wobei eine Abgrenzung zu bestimmten Spielarten des Sokratischen Gesprächs vorgenommen wurde.
Vom 11.10. bis zum 13.10. hat sich eine bunt zusammengewürfelte Gruppe in Böhlen im Thüringer Wald zusammengefunden, um zusammen auf philosophische Entdeckungsreise zu gehen und gemeinsame Projekte fürs nächste Jahr zu planen.
Im ehemaligen Fabrikhof, der heute die Thüringischen Sommerakademie beherbergt, fanden wir eine wunderbare Umgebung für unsere Vorhaben. Der goldene Herbst lud zu ausgedehnten Spaziergängen in die umliegenden Täler ein und tat ein Übriges.
Inhaltlich ging es im Lehrstück am Samstag vor allem um die Frage nach der Beschaffenheit des Erfahrungsgeschatzes, den jeder und jede von uns im Laufe seines Lebens ansammelt und welcher die Basis des inviduellen Urteilsvermögens bildet. Die Pointe bestand letztendlich darin, dass dieses ‚Wissen‘ vorrangig szenisch-dynamisch (weniger bildlich-statisch)verfasst ist und dementsprechend eine Didaktik, die hier ansetzt ebenfalls eine szenische Didaktik sein müsse.
Exemplarisch durchgespielt hat Johannes Hachmöller dieses Thema mit den Teilnehmenden am Beispiel eines seltenen und flüchtigen Phänomens am Nachthimmel. In der Ausgangsszene des Lehrstücks treffen zwei ganz unterschiedliche Figuren aufeinander: ein unbedarfter, bodenständiger Grieche, der noch nie in seinem Leben in seiner Heimat (dem stets nebelverhangenen Thessalien) eine Sternschnuppe erblicken durfte, und ein gescheiter, weltmännischer Athener, dessen Aufgabe nun darin bestand, seinem Gesprächspartner irgendwie verständlich zu machen, worum es sich bei einer Sternschnuppe denn handelt und wie man sie erkennt.
Was die Projekte fürs nächste Jahr angeht, so wurden zunächst zwei Termine für weitere Arbeitstreffen (Anfang April und im Oktober) vereinbart. Darüber hinaus haben wir konkrete Schritte vereinbart, so werden wir in der näheren Zukunft unter anderem verstärkt Lehrstücke zu lehrplan- und länderübergreifend virulenten Themen entwickeln.
Nicht zuletzt Johannes Hachmöllers 77. Geburtstag haben Mario Ziegler und Daniel Löffelmann außerdem zum Anlass genommen, in Böhlen das Manuskript ihrer Herausgeberschrift „Unterricht im Zeichen von Wahrnehmung und Darstellung – Philosophische Anstiftungen zu einer unzeitgemäßen Didaktik“ vorzulegen. Der Band erscheint Anfang 2020 im Alber-Verlag in der Reihe Pädagogik und Philosophie. Er umfasst elf Beiträge, die thematisch von theoretischen Grundlagen und didaktischen Grundbegriffen ausgehen, um von dort eine Linie bis hin zum didaktischen Potenzial einzelner Medien (z. B. Literatur und Film) und der tatsächlichen Unterrichtsgestaltung zu ziehen. Unser besonderer Dank gilt an dieser Stelle Käte Meyer-Drawe, ohne die das Projekt so nicht umgesetzt worden wäre.
Mit dem Workshop „Das Potenzial der Lehrstückdidaktik für mehr Partizipation in Klassenzimmer, Schule und Gesellschaft“ waren wir (Mario Ziegler und Anna Pickhan) als Lehrstückdidaktiker in Zürich vertreten.
Vom 09. bis 11. Mai kamen v. a. Wissenschaftler, Hochschullehrer und Lehrer aus ganz Europa an der PH zusammen, um sich in Vorträgen und Workshops darüber auszutauschen wie mehr Partizipation auf Seiten der Schüler im Kontext Schule gelingen kann.
In unserem Workshop sollte es praktisch werden – und das wurde es auch. Das Motto war Lehrstückdidaktik erlebbar zu machen. Dazu spielten wir mit den Teilnehmern eine Sequenz aus Johannes Hachmöllers Lehrstück zur Geschichtsphilosophie durch. „Kann man das Rad wirklich neu erfinden?“ Wenn ja, „Welche gesellschaftlichen und geschichtlichen Prozesse zieht eine solche Entwicklung nach sich?“ Diese und andere Fragen wurden heiß diskutiert. Die Inhalte konnten direkt auf die Geschichtsphilosophie von Immanuel Kant verweisen.
In der anschließenden Analyse wurde eines mit eindrücklicher Manier bejaht: Die Lehrstückdidaktik bietet große Räume für die Partizipation von Schülern!
Diese eindeutige Einschätzung der Teilnehmer war besonders erfreulich. Denn auch wir sind der Meinung, dass Partizipation in der Lehrstückdidaktik auf ganz verschiedene Weise zu finden ist – weil sie immer schon mitgedacht wird. Das selbstständige Nachdenken der Schüler (hier: der Teilnehmer) ist genauso zentral wie die Mitteilung dieser Gedanken für den Fortgang der Diskussion. Die Motivation zur Teilnahme am Gespräch passiert ganz automatisch: Ein Problem/eine Frage drängt sich auf und muss beantwortet werden.
Hier ist es nun also: Das Sek. I Lehrstück zum Thema Mythos.
Begleitet Eure „Kleinen“ ins Land der Fantasiewesen – Ihr werdet
feststellen, dass dort buchstäblich alles möglich ist. Stürzt Euch ins
Abenteuer und probiert wild drauf los!
Praktischerweise kommt das Lehrstück selbst als nahezu magischer
Verwandlungskünstler daher: Man kann es sowohl für den Ethik- als auch
für den Deutschunterricht verwenden.
Wir freuen uns dieses Mal ganz besonders über Rückmeldungen aller
Art, da das Lehrstück im Vergleich zu allen anderen bis jetzt so gut wie
nur auf dem Papier existiert – es muss ihm also durch Euch noch Leben
eingehaucht werden!